Besuch vor Ort
Im Oktober 2019 war es wieder soweit. Unser Vereinsvorsitzender Dr. Narayan Sircar hat dem Krankenhaus Kondolia einen Besuch abgestattet, um sich von der Lage vor Ort ein Bild zu machen. Bei seiner Ankunft wurde er von Angestellten des Krankenhauses und Mitgliedern von DESMOT herzlich in Empfang genommen.
Bei einem kleinen Rundgang hat sich Herr Sircar zunächst einen Eindruck vom äußerlichen Zustand des Krankenhauses verschafft. Hier gibt es leider ein paar Wehrmutstropfen zu berichten. Mittlerweile sieht man den Gebäuden an, dass in West-Bengalen andere klimatische Bedingungen als in Deutschland oder trockeneren Teilen Indiens herrschen. Insbesondere die Monsunmonate hinterlassen an dem Erscheinungsbild des Krankenhauses ihre Spuren. Leider fehlt es zur Zeit an finanziellen Mitteln, die Außenfassade mit einem Anstrich wieder aufzuhübschen. Größere Sorgen bereiteten ihm allerdings, dass sich an einer tragenden Innenwand des Bettentrakts Setzrisse gebildet haben. Dies muß im Auge behalten werden, um größeren Schäden rechtzeitig vorbeugen zu können. Zudem fiel Herr Sircar auf, dass sich besonders in der Vegetation rund um den Eingangsbereich und dem Zufahrtsweg größere Mengen von arglos weggeworfenem Plastikmüll ansammeln. Hier wird jedoch hoffentlich bald Besserung eintreten. In für den Abend einberufenen Vorstandsversammlung von DESMOT wurde auf Herrn Sircars Vorschlag hin beschlossen, im Eingangsbereich Müllkörbe zu installieren, damit Besucher und ambulante Patienten ihren Abfall nicht in der Natur entsorgen.
Bei der Vorstandsversammlung hat sich Herr Sircar auch ausführlich über die jüngsten Entwicklungen im Krankenhaus informieren lassen. Hervorzuheben sind dabei die Tätigkeiten im Bereich der Geburtshilfe. Seit gut 12 Jahren stellt das Krankenhaus Kondolia Kapazitäten für das von der Regierung West-Bengalens ins Leben gerufene „Ayushmati„-Programm bereit, das zum Ziel hat, die Müttersterblichkeit aufgrund von Komplikationen bei der Geburt zu reduzieren. Teilnehmende Einrichtungen werden hierfür aus staatlichen Mitteln finanziell entschädigt. Die Zahl von Entbindungen, die im Krankenhaus Kondolia durchgeführt wurden, lag üblicherweise zwischen 20-30 pro Monat. Seit der Übertragung von Verwaltungsaufgaben auf Anirban Biswas als Manager des Krankenhaus Kondolias (im Bild oben vierter von rechts) im Jahr 2016 ist diese Zahl erheblich gestiegen. Es ist seinem Engagement zu verdanken, dass die Möglichkeit der kostenlosen Inanspruchnahme einer Geburtenbegleitung unter den werdenden Müttern in der ländlichen Bevölkerung im Einzugsgebiet des Krankenhauses an Bekanntheit gewonnen hat. Aktuell liegen die monatlichen Entbindungszahlen bei deutlich über 100. Herr Sircar wurde selbst Zeuge dieser großartigen Entwicklung. Am Abend seiner Ankunft war bereits ein Bett von einer Mutter und ihrem Neugeborenen belegt. Über Nacht wurden vier in den Wehen liegende Mütter mit Ambulanztransportern ins Krankenhaus gebracht, die wohlbehalten vier gesunde Kinder zur Welt gebracht haben.
Mutter und Kind werden bei entsprechendem Gesundheitszustand schon nach relativ kurzer Zeit wieder entlassen, üblicherweise am dritten Tag nach der Geburt. So wurde am Morgen des zweiten Tages von Herrn Sircars Aufenthalt in Kondolia eine Familie in ihr Dorf zurückgebracht. Für den Rücktransport in die angrenzende Dörfer werden Kleintransporter eingesetzt. Für solche Krankenfahrten gibt es mittlerweile auch im Umland von Kondolia spezialisierte Kleinunternehmer, die ausschließlich Transportdienste anbieten, um Patienten in umliegende Nursing Homes, größere staatliche Einrichtungen oder eben das Krankenhaus Kondolia zu bringen oder von dort abzuholen. So geschehen in diesem Fall.
Das Krankenhaus Kondolia besitzt auch selber einen Krankentransporter. Dieser wurde schon vor etlichen Jahren aus Spendenmitteln des Krankenhaus Kondolia Fördervereins finanziert und trägt eine entsprechende Widmung. Ein zweiter Transporter des Krankenhauses wurde mittlerweile stillgelegt, weil dieser im Unterhalt zu teuer wurde.
Insgesamt sind die Aktivitäten des Krankenhaus Kondolia rund um das Ayushmati Programm ein voller Erfolg. Nicht nur tragen sich diese selber, aus den finanziellen Zuwendungen des Staates können auch Gehälter der Angestellten bezahlt werden. Um in den Genuß dieser staatlichen Hilfe zu kommen, ist regelmäßig eine genaue Buchführung und Listung der behandelten Mütter vorzulegen. Dies soll Mißbrauch vorbeugen. Die Prüfung der Unterlagen und Freigabe der Gelder durch das Gesundheitsministerium kann dabei oft Monate dauern. Für die entstandenen Unkosten muß das Krankenhaus erstmal in Vorleistung gehen. Herrn Sircar wurde berichtet, dass das Krankenhaus derzeit auf Gelder in Höhe von 1,2 Millionen indische Rupien, umgerechnet ca. 16.000,- Euro, aus den letzten sechs Monaten wartet, was die kaum vorhandenen Rücklagen arg in Anspruch nimmt. Die Angestellten haben sich dankenswerter Weise schon öfter dazu bereit erklärt, dass ihre Lohnzahlung gestundet wird. Ohne Zuwendungen unseres Fördervereins wäre es aber kaum möglich, diese Wartezeiten zu überbrücken. Entsprechend groß war die Freude und Dankbarkeit, als Herr Sircar ankündigte, im Nachgang zu seinem Besuch durch den Krankenhaus Kondolia Förderverein e.V. eingesammelte Spenden in Höhe von 10.000,- Euro an das Krankenhaus zu übertragen.