COVID erreicht Kondolia
Nachdem der Distrikt Murshidabhad, in dem das Krankenhaus Kondolia belegen ist, trotz seiner vergleichsweise hohen Bevölkerungsdichte lange Zeit von Covid-19 Fällen ist nennenswertem Ausmaß verschont geblieben ist, nimmt die Infektionswelle dort nun doch an Fahrt auf. Auch wenn dies daran liegen mag, dass erst jetzt Schnelltest flächendeckend eingesetzt werden, hat dies hat Auswirkungen auf den Krankenhausbetrieb. In Folge des landesweiten Lockdowns werden staatliche Gesundheitseinrichtungen weitestgehend für Publikumsverkehr geschlossen, um keinen Zusammenbruch der Infrastruktur zu riskieren. Da das Krankenhaus Kondolia privat betrieben wird, ist es von dieser Maßnahme nicht direkt betroffen und darf sein Tore weiterhin für ambulante Behandlungen öffnen.
Allerdings hat der Lockdown indirekt Auswirkungen auf den Betrieb. Es haben vermehrt Patienten, die normalerweise eine staatliche Einrichtung aufgesucht hätten, nun ihren Weg nach Kondolia gefunden. Wo die Zahl der monatlichen Entbindungen vor dem Lockdown zuletzt noch konstant um die 100 lag, ist diese Zahl im Mai sprunghaft angestiegen auf unglaubliche 250. Dies sprengt die Kapazität der Räumlichkeit, in der die Geburten eingeleitet werden, die schon jetzt an ihrem oberen Limit betrieben wird. Mit einer nicht mehr planbaren Überschneidung von Geburten muß gerechnet werden. Der Krankenhausbetreiber denkt daher darüber nach, einem zweiten Raum provisorisch zu einem weiteren „Kreissaal“ umzufunktionieren und dafür einen zweiten Geburtstisch anzuschaffen.
Für Schutzausrüstung um Angestellte und Patienten nach westlichen Standards vor einer Übertragung von SARS-CoV-2 zu schützen, fehlt am Krankenhaus Kondolia das Geld. Man wird sich mit umgehängten Tüchern und einfachen Mundmasken behelfen müssen. Letztere wurden vorsorglich bereits beschafft.
Um ein Übertragungsrisiko soweit wie möglich zu minimieren, wurde der Warteraum des Krankenhauses nach außen verlegt. Improvisationfähigkeit zählt bestimmt zu Stärken von Bengalen. Kurzerhand wurde ein mit Wellblech überdachter Wartebereich geschaffen. Angehörige dürfen das Krankenhaus nicht mehr betreten. Das Personal wurde angewiesen, keine Patienten mit Atemwegserkrankungen und Fieber aufzunehmen. Diese werden an das nächstgelegen staatliche Krankenhaus verwiesen. Bei Krankentransportfahrten werden nun maximal zwei Personen mit genommen.
Wie wir erfahren haben, gab es im Dorf Kondolia aus Angst vor der Krankheit Widerstand dagegen, dass Krankenhaus weiter offen zu halten. Spender der Grundfläche, auf der das Krankenhaus errichtet wurde, haben von DESMOT gefordert, den Betrieb einzustellen. Unter Verweis auf den Sinn und Zweck der Einrichtung als solchem wurde diesen Forderungen vom Vorstand von DESMOT jedoch eine klare Absage erteilt.
Die Angestellten sind sich etwaigen Risiken bewußt, sehen es aber als ihre Pflicht an, sich gerade in solchen Zeiten in den Dienst der Bedürftigen zu stellen.